Hamburg

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Von Zellulose und Holzfaser: Dämmstoffe im Vergleich

Wie kann man Leckagen aufspüren? Welche Materialien eigenen sich am besten als ökologischer Dämmstoff? Und welche Aspekte muss man in der Praxis beachten? Diesen und weiteren Fragen widmeten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des HAKS-Modul zum Thema Dämmung in Hamburg und machten prompt den Praxistest.

Zum Einstieg in das HAKS-Handwerksmodul im Ausbildungszentrum Bau (AZB) hatte sich Thomas Pingel von dLuex etwas Besonderes ausgedacht: Mithilfe der Messeinrichtung im Fenster wurde in dem Schulungsraum ein Unterdruck erzeugt, sodass die Teilnehmenden Leckagen im Raum selbst erfühlen konnten. Die Auszubildenden konnten so die Blower-Door-Messung eindrucksvoll nachempfinden. Auch ausströmende Luft konnte an einem Holzkasten mit Überdruck erspürt werden. Pingels selbstgebautes Modell für Luftdichtigkeitstests mit Nebel veranschaulichte wie Leckagen in Gebäuden aufgespürt werden. Mit Bildern und Videos von eigenen Erfahrungen zeigte der Referent praxisnah, wie mangelnde Kommunikation zwischen den Gewerken zu Fehlern am Bau führen kann.

Zellulose und Holzfaser als ökologische Dämmstoff-Alternativen

Arnold Drewer vom IpeG-Institut aus Paderborn ist Experte für Dämmstoffe. Anhand seines selbstentwickelten Dämmstoffkoffers erläuterte er die ökologischen und ökonomischen Eigenschaften verschiedener Dämmstoffe und stieß damit auf reges Interesse. Neben den kostengünstigen mineralischen Dämmstoffen, die häufig im Bau Verwendung finden, verwies Drewer gezielt auf ökologische Alternativen wie Zellulose und Holzfaser. Zellulose ist als Einblasdämmung zu verarbeiten und je nach Schüttdichte werden 35-65 kg Zellulose pro Quadratmeter benötigt. Die Holzfaserplatten sind gut für eine Innendämmung geeignet und müssen in eine Holzkonstruktion eingefasst werden. Sie eignen sich insbesondere für nachträgliche Innendämmung. Ihre Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen und auch wieder abzugeben, machen diese ökologischen Dämmstoffe zu beliebten Alternativen auf dem Dämmstoffmarkt. Generell können Dämmstoffe aufeinander aufbauen. So kann auf eine Mineralwolldämmung zusätzlich ein ökologischer Dämmstoff aufgebracht werden, um benötigte Vorgaben zu erfüllen.

Auf die Frage der Brennbarkeit von ökologischen und mineralischen Dämmstoffen antwortete Drews: „Es gibt in Deutschland ca. 200.000 Brände im Jahr. Die Zahl der Fassadenbrände liegt dabei unter 10 Bränden.“ Abschließend betonte er, dass die Wahl des „richtigen“ Dämmstoffs vom jeweiligen Nutzer abhängig sei, der Kosten, Ökologie und Brandschutz nach eigenem Ermessen abwägen müsse.

Außendämmung in der Praxis

Im Dritten Block des Handwerksmoduls führte Maik Kiss die Auszubildenden in Halle H des Ausbildungszentrums Bau in Hamburg. Die Halle bietet mit ihren 1:1 Gebäudemodellen viel Raum, um praxisnah zu lernen. Die Dämmung von Gebäuden stand auch hier im Vordergrund. Die zuvor von Drewer vorgestellte Einblasdämmung konnte am Gebäudemodell erläutert und Fragen zum 2-schaligen Wandaufbau und einem Wärmedämmverbundsystem an den Modellen anschaulich geklärt werden. Schnell wurde deutlich, dass das 2-schalige Mauerwerk zwar zunächst teurer ist, sich aber durch eine längere Lebenserwartung gegenüber eines Wärmedämmverbundsystem durchaus rentiert. In den praxisnahen Diskussionen am Modell war das Fachwissen der unterschiedlichen Teilnehmenden gefragt und es entstand ein reger Austausch auf Augenhöhe.

 

Fotograf: Patrick Lux